Bei der Neurodermitis handelt es sich um eine chronische oder chronisch-rezidivierende (wiederkehrende), nicht ansteckende (kontagiöse), entzündliche Hauterkrankung mit starkem Juckreiz. Die Erkrankung zeigt sich meist schon im Säuglingsalter und kann bis zum Erwachsenenalter bestehen bleiben (3). Es handelt sich um ein multifaktorielles Krankheitsgeschehen, dessen Schübe sowohl durch endogene als auch exogene Einflussfaktoren hervorgerufen werden.
RISIKOFAKTOREN FÜR DIE ENTWICKLUNG VON NEURODERMITIS
Wissenschaftlich konnte eindeutig nachgewiesen werden, dass Neurodermitis familiär gehäuft vorkommt. Vererbt wird aber nicht isoliert die Neurodermitis, sondern die Neigung zur übermäßigen Reaktionsbereitschaft des Immunsystems. Ob bei einem Kind ein hohes Neurodermitis – Risiko besteht, hängt entscheidend davon ab, ob die Eltern selbst eine Neurodermitis als Kind hatten oder noch haben und wie hoch die Allergieneigung in der Familie im Allgemeinen ist.
Laut einer Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) und des Berufsverbandes Deutscher Dermatologen (BVDD) zum Thema „Atopische Dermatitis“ liegt das Risiko, dass ein Kind Neurodermitis entwickelt bei 60-80%, wenn beide Elternteile unter der gleichen atopischen Erkrankung leiden. In diesem Zusammenhang wird hervorgehoben, dass eine positive mütterliche Atopieanamnese und eine positive Familienanamnese für eine atopische Dermatitis besonders hohe Risikofaktoren für die Nachkommen darstellen.
Die Ursache der Erkrankung ist nur unvollständig bekannt. Der Ausbruch der Krankheit, bei einer vorhandenen Veranlagung zur Neurodermitis, scheint jedoch durch bestimmte Provokationsfaktoren begünstigt zu werden. In der bereits oben genannten Leitlinie fasst die DDG und der BVDD die diskutierten Faktoren wie folgt zusammen:
Unspezifische Provokationsfaktoren Irritation der Haut u. a. durch bestimmte Textilien (z. B. Wolle), Schwitzen, falsche Hautreinigung, bestimmte berufliche Tätigkeiten (feuchtes Milieu, stark verschmutzende Tätigkeiten) und Tabakrauch – Psychischer Stress bzw. emotionale Faktoren – Bakterielle und virale Infekte- Ultraviolettes Licht (selten)\r\n- Wetterfaktoren wie extreme Kälte und/oder Trockenheit\r\n- Hormonelle Faktoren (z. B. während Schwangerschaften)\r\nSpezifische Provokationsfaktoren\r\n- Immunglobulin-E-vermittelte Allergien auf Hausstaubmilben, Tierepithelien, Pollen, Nahrungsmittel (Kinder vor allem Kuhmilch, Ei, Soja, Weizen, Haselnuss, Erdnuss und Fisch; Erwachsene u. a. pollenassoziierte Nahrungsmittelallergene wie [Roh-] Obst und -Gemüse, Nüsse)\r\n- Mikrobielle Antigene (Staphylokokken, Pityrosporum ovale)\r\nFest scheint auch zu stehen, dass Neurodermitis mit dem Sozialstatus korreliert, denn wie einige epidemiologische Studien zeigen, findet sich die Krankheit in sozial höher gestellten Familien häufiger (Williams, 2000).\r\n\r\nAuch der Verdacht, dass ein Zusammenhang zwischen Passivrauchen und kindlicher Neurodermitis besteht, erhärtet sich zunehmend (Schäfer et al., 1997). Schon alleine deswegen und aufgrund der Tatsache, dass das Kind mit dem sogenannten Nebenstromrauch krebsauslösende Stoffe in teilweise höheren Konzentrationen aufnimmt, sollte auf Rauchen in der Nähe von Kindern unbedingt verzichtet werden.\r\n\r\nEin weiteres Konzept zur Entstehung der Neurodermitis beruht auf der Vorstellung eines Enzymmangels (2). Dabei handelt es sich um ein Schlüsselenzym des Fettstoffwechsels, der delta 6 Desaturase. Unter dem Einfluss dieses Enzyms entstehen aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren die Ausgangssubstanzen für die Eicosanoidsynthese. Von zentraler Bedeutung im Zusammenhang mit der Neurodermitis ist dabei die eingeschränkte Bildung von Eicosanoiden mit entzündungshemmenden Eigenschaften. So findet aufgrund des Mangels an delta 6 Desaturase nur noch eine eingeschränkte Umwandlung von Linolsäure in Gamma-Linolensäure, die Ausgangssubstanz der entzündungshemmenden Eicosanoiden der Serie 1 (Prostaglandin E1), statt (Kasper, 2000a). Zudem gibt es Hinweise darauf, dass Prostaglandin E1 wesentliche immunregulatorische Wirkungen in der Haut zukommen. Es wird deshalb angenommen, dass ein Mangel an diesem Gewebshormon in der frühen Säuglingsphase u. a. eine überschießende Immunglobulin-E-Synthese (IgE = Antikörper) zur Folge hat (Kasper, 2000b). Dies führt dann zu allergischen Reaktionen.\r\nIST NEURODERMITIS HEILBAR?\r\n\r\nNeurodermitis an sich ist nicht heilbar. Man kann lediglich vorbeugend und mildernd eingreifen. D.h. dass Eltern, deren Kind eine erbliche Neigung zur Entwicklung von Neurodermitis haben, gezielter darauf achten sollten, den Kontakt des Kindes mit eventuellen Reizfaktoren, vor allem im ersten Lebensjahr, so gering wie möglich zu halten. Somit können z. B. eventuelle Unverträglichkeitsreaktionen auf bestimmte Nahrungsmittel von vornherein verhindert werden.\r\n\r\nDa im Säuglingsalter häufig eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf Fremdkörper/Allergene wie z. B. der Eiweißkomponente der Kuhmilch für den Ausbruch der Neurodermitis verantwortlich ist, kommt dieser Art der Vorbeugung eine zentrale Rolle zu. Die Bekämpfung der Hautentzündungen mit entzündungshemmenden Wirkstoffen wie Kortison kann zwar das Krankheitsbild verbessern und den Juckreiz mildern, aber nicht die Eigenart des Immunsystems beseitigen. Bei den meisten Kindern bessert sich die Hauterkrankung jedoch mit der Zeit ganz wesentlich, bei vielen verschwindet sie auch ganz.\r\nERNÄHRUNG UND NEURODERMITIS\r\nPräventive Ernährung in den ersten beiden Lebensjahren\r\n\r\nBereits seit Jahrzehnten ist die Prävention atopischer Erkrankungen wie der Neurodermitis durch frühkindliche Ernährung ein Forschungsschwerpunkt. Inzwischen zeigen einige Studien, dass den wichtigsten Beitrag zur Prävention von Neurodermitis die Mutter selbst leisten kann, indem sie ihr Baby stillt (Kramer et al., 2001).\r\n\r\nBöttcher und Jenmalm (2002) machen in einem Editorial zum Thema Stillen und der Entwicklung von Neurodermitis mehrere Faktoren für den schützenden Effekt des ausschließlichen Stillens verantwortlich. So könnte der schützende Effekt auf einer positiven Beeinflussung der Mikroorganismenflora des Darms durch Inhaltsstoffe der Muttermilch beruhen. Auch die Übertragung von Immunfaktoren und entzündungshemmenden Faktoren über die Muttermilch könnten durch positive Beeinflussung des Immunsystems des Neugeborenen den Schutzeffekt erklären. Muttermilch ist zudem allergenärmer als Kuhmilch.\r\n\r\nStillen wird heute als ausschließliche Ernährung für die ersten 4-6 Lebensmonate empfohlen. Dennoch stillen laut Gaßmann (2001) gegenwärtig lediglich 45-50% der Mütter bis zum 4. Monat voll. Diese Angabe stimmt mit den seit kurzem veröffentlichten Ergebnissen der GINI (German Infant Nutritional Intervention)-Studie (50,4%) überein. Das Ziel der Studie bestand unter anderem darin, herauszufinden, inwieweit die Empfehlung zum Stillen gerade bei Kindern mit atopischer Vorbelastung von den Müttern umgesetzt wird. Es zeigte sich, dass Kinder mit atopischer Vorbelastung nicht signifikant häufiger gestillt wurden als Kinder ohne Vorbelastung (Brockow et al., 2003). Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass sich die Mütter des präventiven Potentials der Muttermilch nicht bewusst sind und legt nahe, dass mehr Informationen über atopiepräventive Ernährung für die Mütter zugänglich gemacht werden muss.\r\nLebensmittelallergien und Lebensmittelunverträglichkeiten als Auslöser der Neurodermitis?\r\n\r\nBei einem Drittel der Kleinkinder mit Neurodermitis sind Lebensmittelallergien als Einflussfaktor bekannt. Am häufigsten treten Lebensmittelallergien im Alter von 0 bis 3 Jahren auf. In einigen Fällen verschwinden jedoch die Krankheitssymptome bei den betroffenen Kindern bis zum Schulalter (4) (Ehlers, 2001).\r\n\r\nKuhmilcheiweiß ist der häufigste Auslöser einer Lebensmittelallergie, weil es oft das erste Fremdeiweiß darstellt, mit dem das Neugeborene über die Säuglingsmilch in Kontakt kommt (Gaßmann, 2001). Die meisten Säuglingsmilchnahrungen, die als Ersatz für Muttermilch gefüttert werden, sind aus Kuhmilch hergestellt. Entsprechend den deutschen Ernährungsempfehlungen für allergiegefährdete Säuglinge sollte deshalb vier, besser sechs Monate (nicht länger!), voll gestillt werden. Zudem sollten feste Lebensmittel, d. h. die sog. Beikost, frühestens ab dem 5. Lebensmonat gegeben werden. Neben Milchprodukten, sollten auch Hühnerei, Fisch, Nüsse sowie Zitrusfrüchte nicht bis Ende des 1. Lebensjahres gegeben werden. Burks et al. (1998) konnten mit Hilfe eines Hauttests (Pricktest) zeigen, dass von den insgesamt beobachteten allergischen Reaktionen auf Lebensmittel 89% auf die oben genannten Gruppen zurückzuführen waren.\r\nAufgrund des hohen Risikos einer Allergieentwicklung bzw. einer Lebensmittelunverträglichkeit sollte bei der Zufütterung ergänzend darauf geachtet werden, dass jeweils nur ein neues Nahrungsmittel pro Woche eingeführt wird. Wenn nur ein geringes Allergierisiko bei einem Säugling vorliegt (z. B. nur ein allergiekrankes Familienmitglied) und wenn im 1. Lebenshalbjahr noch keine Symptome einer Neurodermitis aufgetreten sind, kann laut Empfehlungen der DGE Kuhmilch im Verlauf des 2. Lebenshalbjahres wieder vorsichtig eingeführt werden (6).\r\n\r\nNach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung liegt bei insgesamt 60% der neurodermitiskranken Säuglinge und Kinder keine echte Lebensmittelallergie vor, sondern nur eine Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Lebensmitteln, die meist wieder verschwindet, wenn die auslösenden Lebensmittel weggelassen werden. Gegenüber welchen Lebensmitteln oder Lebensmittelinhaltsstoffen das Kind empfindlich reagiert, kann mit einer Suchdiät festgestellt werden. Dabei wird unter Betreuung eines Arztes oder einer Ernährungsberaterin zunächst über 3-4 Wochen mit einer allergenarmen Ernährung geprüft, ob d
ie Hauterscheinungen verschwinden. Danach wird im Abstand von 4 bis 6 Tagen jeweils ein Lebensmittel eingeführt, entsprechende Hautkontrollen lassen die Lebensmittel erkennen, die eine Überempfindlichkeit auslösen. In diesem Kontext rät Prof. Kasper, nur dann Lebensmittel aus dem Speiseplan zu streichen, wenn eindeutig eine Überempfindlichkeit festgestellt wurde, da sonst die Gefahr besteht, dass Nährstoffmängel auftreten (5).\r\n\r\nFür Mütter, die nicht stillen wollen und für Mütter, denen Stillen nicht möglich ist oder bei denen die Milchmenge nicht mehr ausreicht, empfiehlt die DGE die Verwendung von hypoallergener Säuglingsanfangsnahrungen sog. HA-Nahrung (HA = hypoallergen/hypoantigen).\r\nHA-Nahrung ist dadurch gekennzeichnet, dass ihr Eiweißanteil durch enzymatische Spaltung und z. T. Erhitzen in Eiweißbruchstücke mit niedrigem Molekulargewicht gespalten wird. Dadurch geht das Antikörperbildungsvermögen verloren und somit die Fähigkeit, allergische Reaktionen beim neurodermitischen Kind auszulösen (6), (7), (Endres, 2000).\r\nWenn die Erkrankung bereits ausgebrochen ist\r\n\r\nEine spezielle Neurodermitis-Diät gibt es nicht. Es sollten wirklich nur die Lebensmittel gemieden werden, die bewiesenermaßen (z. B. durch Suchdiät) beim jeweiligen Kind zu Unverträglichkeitsreaktionen führen. Rigide Diätvorschriften (z. B. ganz ohne tierisches Eiweiß) können zu Mangelerscheinungen führen und besonders bei Kindern irreversible Folgen haben. Auch bei Neurodermitis sollte deshalb auf eine vollwertige Ernährung, die alle Nährstoffe in ausreichender Menge enthält, geachtet werden (5).\r\nWAS SONST NOCH HELFEN KANN\r\nIn neuerer Zeit wurde die Darmflora und ihr Einfluss auf den Gesamtorganismus zunehmend Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Auch im Zusammenhang mit der Neurodermitis beschäftigten sich inzwischen mehrere Studien mit der Frage, ob durch die Gabe von Probiotika die Funktion der Darmmukosa in einem Maße optimiert werden kann, dass der Antigenübertritt reduziert wird bzw. immunmodulatorische Effekte der Probiotika die Krankheit verhindern/ verbessern können (Rautava et al., 2002; Kalliomäki, 2001; Isolauri, 2000; Majamaa und Isolauri, 1997). Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) (8) hat in einem Abschlußbericht über probiotische Mikroorganismenkulturen in Lebensmitteln folgende Begriffsbestimmung für „Probiotika“ erarbeitet:\r\n“Probiotika sind definierte lebende Mikroorganismen, die in ausreichender Menge in aktiver Form in den Darm gelangen und hierbei positive gesundheitliche Wirkungen erzielen.“\r\n\r\nWissenschaftler gehen davon aus, dass vor allem die in westlichen Ländern vorherrschenden Hygienemaßnahmen eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung von Allergien spielen. Begründet wird diese Annahme durch eine unzureichende Reife des Immunsystems. Wie von Laiho et al. (2002) dargestellt, entwickelt die Darmmukosa erst bei ausreichendem Kontakt und Besiedlung durch bestimmte harmlose (nicht-pathogene) Mikroorganismen ihre vollständige protektive Abwehreigenschaft. Bei der Geburt ist der Darm des Neugeborenen noch steril und unreif. Auch das lymphatische Gewebe (die sogenannten Peyer-Plaques) des Dünndarms, das zu einem der wichtigsten Organe des Immunsystems zählt, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig entwickelt.\r\n\r\nForschungsarbeiten, die sich mit den immunmodulatorischen Effekten von Probiotika befassten, konnten inzwischen zeigen, dass v. a. einige Milchsäurebakterien-Stämme positive Einflüsse auf das Immunsystem ausüben können. Der positive Einfluss äußerte sich dabei z. B. durch einen induzierten Anstieg bestimmter Immunglobuline, wie Immunglobulin-A (IgA), durch eine erhöhte, nicht spezifische Phagozytosetätigkeit (Phagozyten = Fresszellen; phagos = fressen) oder durch eine erhöhte Bildung bestimmter, nicht pro-inflammatorischer (entzündungsfördernde) Cytokine (8). Ein Anstieg der IgA-Produktion erhöht das Abwehrpotential der Darmmukosa, da sich IgA an Antigene bindet und damit deren Übertritt durch die Darmwand verhindern kann. Hinzu kommt, dass, die dabei entstehenden IgA-Antigen-Komplexe schnell vom lymphatischen Gewebe aufgenommen werden, was wiederum zu einem Anstieg der IgA-Produktion in den Peyer-Plaques führt. Am Beispiel des IgA wird deutlich, wie Probiotika einen Antigenübertritt reduzieren und somit der Gefahr der Entwicklung einer Neurodermitis entgegenwirken könnten.\r\n\r\n2001 wurden die Ergebnisse einer finnischen Studie veröffentlicht, an der 159 schwangere atopische Frauen teilnahmen. Die Neugeborenen wurden bis zum zweiten Lebensjahr im Hinblick auf die Entwicklung einer Neurodermitis und Sensibilisierungen in Allergietests nachuntersucht. Zwei bis vier Wochen vor der Geburt erhielt ein Teil der Mütter Probiotika in Kapseln, die anderen die gleiche Kapsel ohne Probiotika. Auch die Neugeborenen erhielten in den ersten sechs Monaten entweder Probiotika oder Placebo. Es zeigte sich, dass im zweiten Lebensjahr deutlich weniger Kinder aus der Probiotikagruppe eine Neurodermitis hatten als Kinder aus der Placebogruppe. Sensibilisierungen z. B. gegen Nahrungsmittelallergene waren jedoch bei den mit Probiotika behandelten Kindern genauso häufig nachzuweisen wie bei denen in der Kontrollgruppe (Kalliomäki, 2001).\r\n\r\nDie Forscher Majamaa und Isolauri befassten sich bereits 1997 mit der Frage, ob probiotische Lactobazillen bei oraler Gabe einen Einfluss auf die Intensität der Hauterkrankung zeigen. Untersucht wurden 2,5-16 Monate alte Kinder mit klinisch gesicherter Neurodermitis. Dabei wurden zwei Patientengruppen miteinander verglichen:\r\n\r\n- Gruppe 1: Ausschließliche Ernährung mit einer Formula-Diät aus hochgradig hydrolysiertem (aufgespaltetem) Molkeneiweiß.\r\n- Gruppe 2: Ausschließliche Ernährung mit der gleichen Formula-Diät mit einem Zusatz von Lactobazillus GG, einem relativ gut untersuchtem probiotischen Milchsäurebakterium.\r\n\r\nDie Intensität der Hauterkrankung wurde vor und nach der Therapie mit Hilfe eines Scors (SCORAD-Methode) erfasst. Im Vergleich zu der Gruppe, die mit Formula-Diät auf der Basis von hydrolysiertem Molkeprotein ernährt wurde, kam es bei den Kindern, die zusätzlich probiotische Milchsäurebakterien (Lactobazillus GG) erhielten, zu einem signifikanten Abfall des Scors. Zu einer entsprechenden klinischen Besserung kam es weiterhin dann, wenn die stillenden Mütter Lactobazillus GG oral aufnahmen. Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass die orale Einnahme von probiotischen Mikroorganismen eine zusätzliche Möglichkeit für Mütter darstellt gegen Neurodermitis vorzubeugen. Es gibt derzeit jedoch noch keine Empfehlung für eine solche Maßnahme.\r\nEs bleibt abzuwarten, inwieweit die zukünftige Forschung auf dem Gebiet der Neurodermitis zum einen weitere Ergebnisse über die genauen pathophysiologischen Mechanismen, die der Neurodermitis zu Grunde liegen, liefert und zum anderen den Einfluss der Probiotika herausarbeiten kann. Erst wenn ausreichend wissenschaftlich fundierte Ergebnisse zu den verschiedenen Stämmen probiotischer Mikroorganismen vorliegen, kann über eine gezielte Anreicherung von Lebensmitteln mit Probiotika zur vorbeugender Maßnahme vor Neurodermitis nachgedacht werden. Mit Probiotika angereicherte Lebensmittel könnten v. a. den Müttern, die nicht stillen wollen oder können, eine weitere Möglichkeit bieten, ihr Kind vor der Hauterkrankung zu schützen.