Leinsamen findet man in den Fruchtkörpern der Flachs-Pflanze, die häufig auch als Leinen bezeichnet wird. Die Pflanze gehört zu den ältesten Nutz-Pflanzen der Menschheit. Forscher gehen davon aus, dass Leinen bereits seit 5000 v. chr. angebaut wurde. In welchem Land sich der Ursprung der Pflanze befindet, kann heute nicht mehr eindeutig nachvollzogen werden. Leinen ist seit jeher wichtig für die Menschen. Das hat verschiedene Gründe. Die Pflanze liefert nicht nur die gesunden Leinsamen, sondern auch Flachsfasern, welche in einen Textilstoff verarbeitet werden können. Leinen galt bis ins 18. Jahrhundert hinein als wichtigster Kleidungsstoff in Europa. Später wurde er dann von Baumwollen und unterschiedlichen synthetischen Stoffen abgelöst.
Kleine Samen mit großer Wirkung
Leinen beziehungsweise Flachs ist eine etwa einen Meter hohe Pflanze, die vor allem durch ihre blauen Blüten, die sich nur bei Sonnenschein öffnen, sofort ins Auge springt. Wer sich auf die Suche nach den Leinsamen macht, muss sich näher mit den Kapseln, sprich den Fruchtkörpern der Pflanze befassen. In jeder Kapsel befinden sich mehrere kleine, bräunliche Samen – die Leinsamen. Während der Kultivierung des Flachs wurden zwei verschiedene Arten gezüchtet. Während die einen ausschließlich der Gewinnung der Fasern dienen, werden andere genutzt, um die Leinsamen zu gewinnen. Die Menschen wissen nämlich schon sehr lang, dass Leinsamen extrem wirkungsvolle Naturheilmittel sind. Ein Aspekt, der in diesem Zusammenhang immer als erster genannt wird, ist die Verdauung. Menschen, die unter verschiedenen Verdauungsproblemen leiden, schwören auf die Einnahme von Leinsamen. Das Naturheilmittel wirkt unter anderem gegen Verstopfung.
Die Merkmale der Leinsamen
Die Leinsamen weisen kaum optische Besonderheiten auf und lassen dadurch nicht vermuten, was alles in ihnen steckt. Die Samen weisen eine bräunliche Färbung auf und sind in der Regel 4 bis 6 Millimeter lang. Ihre Form ist leicht tropfenförmig und wird außerdem von einer Art Schnabel, der von einer Seite seitlich absteht, bestimmt. Die Oberfläche der Leinsamen ist glatt. Unbehandelte Leinsamen sind geruchlos. Isst man sie im Rohzustand, weisen sie einen angenehm nussigen, leicht öligen Geschmack auf. Wenn Leinsamen in Wasser gelegt werden (man spricht in diesem Fall vom Quellen) dann entwickeln sie eine schleimige Schicht. Dieser Vorgang ist für viele Verwendungsformen des Leinsamens, auf die im Folgenden noch näher eingegangen werden soll, notwendig.\r\n
Was drin ist – Die Inhaltsstoffe von Leinsamen
Das Geheimnis der Leinsamen sind natürlich ihre Inhaltsstoffe. Die kleinen Samen sind ein wahres Superfood, das durch viele verschiedene Power-Stoffe glänzt. Diese befinden sich vorranging in der Schale der Leinsamen, weswegen die kleinen Körner im besten Fall als Ganzes verzehrt werden sollten. Darüber hinaus ist bei der Aufnahme der Inhaltsstoffe der Leinsamen auch wichtig, in welchem Zustand die Samen konsumiert werden. In der Regel werden die Leinsamen vor dem Verzehr geschrotet. Das hat den Vorteil, dass die Inhaltsstoffe besonders gut austreten können. Das Gleiche gilt, wenn man die Leinsamen vor dem Verzehr quellen lässt. Werden die Leinsamen hingegen unbehandelt, also weder geschrotet noch gequollen, verzehrt, besteht die Gefahr, dass sie unverändert wieder ausgeschieden werden. Das bedeutet, dass der Körper den Leinsamen keinerlei Inhaltsstoffe entziehen konnte. Da geschrotete Leinsamen häufig zu früh im Körper quellen und dadurch der gewünschte Effekt nicht eintritt (dazu mehr im Kapitel „Anwendung von Leinsamen“), schwören viele Fans der kleinen Körner darauf, diese vor dem Verzehr nur leicht aufzubrechen. Auf diese Weise können die Inhaltsstoffe gut vom Körper aufgenommen werden und die Leinsamen quellen erst im Darm.
Diese Stoffe stecken in den Leinsamen
Leinsamen tragen den Titel „Superfood“. Dieser wird natürlich nur verliehen, wenn ein Lebensmittel im Hinblick auf seine Inhaltsstoffe und Wirkung etwas zu bieten hat. Im Falle von Leinsamen sind das folgende Bestandteile:
Schleimstoffe:
Die Schleimstoffe in den Leinsamen tragen maßgeblich zur gesunden Wirkung bei und werden deswegen meist als erstes genannt, wenn es um die Inhaltsstoffe geht. Die Schleimstoffe bestehen aus verschiedenen Zuckern (genauer gesagt Xylose, Galactose und Galacturonsäure). Wenn die Leinsamen geschrotet oder aufgebrochen verzehrt werden, sorgen die Schleimstoffe dafür, dass die Körner im Körper, meist im Magen oder im Darm, quellen. Wer die Samen hingegen vor dem Verzehr quellen lässt, sprich: Sie in Wasser einweicht, erzielt damit, dass die Schleimstoffe aus den Leimsamen austreten. Auf diese Weise entsteht eine Art schleimiger Brei. Viele Menschen bevorzugen diese Zubereitung, da die Leinsamen auf diese Weise leichter verzehrt werden können. Schleimstoffe, die in der Natur sowohl in pflanzlicher als auch tierischer Form vorkommen, haben viele verschiedene nützliche Wirkungen:
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- Regulierung des Stuhlgangs
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- Erweichung des Stuhls
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- Aufsaugen von Giftstoffen
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- Hemmung von Entzündungen
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- Stärkung des Immunsystems
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- Regulierung des Blutdrucks
Ballaststoffe:
Leinsamen bestehen zu 25 % aus Ballaststoffen. Hierbei handelt es sich um pflanzliche Kohlenhydrate, die dafür sorgen, dass eine Pflanze zu einem Energie-Lieferanten wird. Weitere Vorteile von Ballaststoffen sind die Unterstützung der Verdauung sowie das Ankurbeln des Stoffwechsels. Außerdem sind Ballaststoffe dafür bekannt, dass sie ein schnelleres Sättigungsgefühl herbeirufen. Aus diesem Grund wird ballaststoff-reiche Kost häufig bei Diäten eingesetzt.
Eiweiß:
Ein weiteres Viertel der Leinsamen machen Eiweiße aus. Eiweiße, auch Proteine genannt, sind wichtige Bausteine des menschlichen Organismus und als solche überlebenswichtig. Zu den beiden wichtigsten Aufgaben der Eiweiße gehören die Lieferung von Energie und der Aufbau von Zellen.\r\n
Leinöl:
Leinsamen bestehen (glücklicherweise) zu einem Großteil aus Leinöl. Hierbei handelt es sich um ein besonders fettiges Öl, das aus folgenden Bestandteilen besteht:\r\n
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- Ölsäure
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- Linolsäure
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- Linolensäure
Besonders wichtig für die Wirkungsweise der Leinsamen ist die Linolensöure. Hierbei handelt es sich um eine ungesättigte Fettsäure, die zur Familie der Omega 3-Fettsäuren gehört. Diese Fettsäuren sind ausgesprochen gesund und haben einen vielfältigen Einfluss auf die menschliche Gesundheit. So steigern Omega 3-Fettsäuren unter anderem die Leistung des Gehirns und der Augen und schützt außerdem auch das Herz vor Erkrankungen. Einer der besten Lieferanten für Omega 3-Fettsäuren ist neben den Leinsamen vor allem Fisch.
Lignane:
Dieser Bestandteil der Leinsamen ist vielen wahrscheinlich überhaupt kein Begriff. Es handelt sich bei den Lignanen um sogenannte Phytonährstoffe. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass diese Stoffe gegen Brustkrebs wirken. Außerdem wird davon ausgegangen, dass Lignane auch andere antioxidative Wirkungen haben.
Vitamin E:
Ein anderer Inhaltsstoff der Leinsamen, der für seine antioxidative Wirkung bekannt ist, ist das Vitamin E.
Anwendung von Leinsamen
Leinsamen werden, wie bereits erwähnt, vielfältig genutzt. Der Grund hierfür sind die verschiedenen Inhaltsstoffe – allen voran die Omega 3-Fettsäuren und die Schleimstoffe.
Leinsamen für eine bessere Verdauung
Die meisten Menschen, die Leinsamen zu sich nehmen, wollen damit ihre Verdauung in Schwung bringen. Die Schleimstoffe, die (im Idealfall) im Darm quellen sorgen für eine Vergrößerung des Volumens des Darminhaltes. Auf diese Weise wird der Stuhldrang auf natürliche Weise beeinflusst.
Leinsamen werden sehr häufig als natürliches Abführmittel eingesetzt
Darüber hinaus sorgen die Schleimstoffe für eine Lockerung des Stuhls. Das in den Leinsamen enthaltene Öl führt dazu, dass der Darminhalt besser abtransportiert werden kann. Aufgrund dieser beiden Eigenschaften können Leinsamen auch bei einer Verstopfung eingesetzt werden.
Was es hierbei zu beachten gilt
Wer Leinsamen als natürliches Abführmittel oder gegen Verstopfung nutzen will, muss dabei ein paar Punkte beachten. Diese sollen an dieser Stelle kurz zusammengefasst werden:
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- Bei geschroteten Leinsamen treten die Schleimstoffe und das Leinöl besser aus, aber es besteht die Gefahr, dass sie frühzeitig im Magen quellen (besser: Leinsamen nur leicht aufdrücken)
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- Die abführende Wirkung der Leinsamen tritt zeitverzögert (oft mehrere Tage nach der Einnahme!) ein
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- WICHTIG: Bei der Einnahme von Leinsamen muss stets viel Wasser oder Tee getrunken werden! Andernfalls drohen ein Verkleben der Samen im Darm und ein damit verbundener Darmverschluss
Die Einnahme von Leinsamen zur Regulierung der Verdauung wird unter folgenden Umständen nicht empfohlen:
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- Bei einem vorherigen Darmverschluss
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- Bei einer Verengung des Magens oder des Darms
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- Bei einer akuten Entzündung im Magen-Darm-Bereich
Anwendung der Leinsamen bei Verstopfung
Einnahme 2 bis 3x täglich:
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- 1 Esslöffel Leinsamen
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- 0,25 Liter Wasser
Tipp: Zur Verstärkung des Effekts kann zusätzlich ein Esslöffel Milchpulver eingenommen werden.
Leinsamen gegen Entzündungen im Mundbereich
Da die Schleimstoffe in den Leinsamen nicht nur die Verdauung fördern, sondern auch entzündungshemmend wirken, können sie auch in diesem Bereich eingesetzt werden. Vor allem das orale Gurgeln bei Entzündungen im Mundbereich hat sich hierbei etabliert. Auf diese Weise kann sich der Schleim der Leinsamen über die entzündete Stelle legen, diese schützen und den Heilungsprozess vorantreiben.Wer eine Entzündung mit Leinsamen behandeln will, muss zunächst einen Auszug aus den Samen herstellen.\
Herstellung des Leinsamen-Auszugs
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- 1 Esslöffel Leinsamen
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- 150 ml Wasser
Die Leinsamen werden in ein Gefäß gegeben und mit dem Wasser übergossen. Anschließend müssen die Samen bei Zimmertemperatur etwa 30 Minuten lang quellen. Zwischendurch wird die Masse immer wieder umgerührt. Nach dem Quell-Vorgang wird die Flüssigkeit, die nun den Schleim der Leinsamen aufgenommen hat, abgegossen, leicht erwärmt und anschließend zum Gurgeln verwendet.
Leinsamen bei akuten oder chronischen Entzündungen der Magenschleimhaut
Einem ähnlichen Prinzip folgt die Einnahme von Leinsamen zur Behandlung einer akuten oder chronischen Entzündung der Magenschleimhaut. Hierbei gilt es, die Samen in gequollenem Zustand zu konsumieren. Die Schleimstoffe legen sich dann im Magen über die gereizte Magenschleimhaut und schonen diese.
Leinsamen zum Erweichen von Furunkeln
Furunkel sind Verhärtungen der Haut, die entstehen, wenn sich ein Haarfollikel entzündet. Furunkel sehen nicht nur schlimm aus, sondern verursachen auch große Schmerzen im umliegenden Bereich des entzündeten Follikels. Wer unter Furunkeln leidet und diese erweichen will, kann Leinsamen dafür verwenden. Wie bei den anderen Anwendungsbereichen auch gibt es hier wieder einiges bei der vorherigen Zubereitung der Leinsamen zu beachten.\r\n
Herstellung eines Leinsamen-Breiumschlags
Wer Furunkel mit Leinsamen erweichen will, muss vorher einen sogenannten Breiumschlag machen. Hierfür sind folgende Schritte notwendig:
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- Der Leinsamen wird in ein kleines Säckchen aus Leinen oder Mull gefüllt
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- Wichtig: Die Samen müssen vorher angedrückt oder geschrotet werden
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- Anschließend wird das Säcken in einen Topf mit heißem Wasser gegeben
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- Hierin zieht es 10 Minuten
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- Danach wird das (noch warme) Säckchen mit dem austretenden Leinsamen-Brei auf den Furunkel gelegt
Die Anwendung kann mehrmals täglich wiederholt werden, bis sich der Furunkel merklich erweicht.
Andere Anwendungsbereiche von Leinsamen
Neben diesen Wirkungsweisen von Leinsamen gibt es natürlich auch noch andere. Mehrere Studien weisen zum Beispiel darauf hin, dass Leinsamen gegen verschiedene Krebs-Arten, zum Beispiel Prostata-, Brust- und Darmkrebs schützt. Der Grund hierfür ist, dass Leinsamen reich an Antioxidantien sind. Diese Stoffe haben eine wichtige Aufgabe: Sie jagen freie Radikale im Körper und machen sie unschädlich. Freie Radikale entstehen durch äußere Einflüsse wie Stress, Alkohol oder Nikotin und können die Bildung von Krebszellen begünstigen. Durch den hohen Anteil an Omega 3-Fettsäuren sind Leinsamen außerdem gut fürs Herz und das Gehirn. Wissenschaftler gehen außerdem davon aus, dass Leinsamen Schlaganfälle vorbeugen können. Da Leinsamen im Körper quellen und besonders viele Ballaststoffe enthalten, werden sie auch gern bei Diäten eingesetzt. Sie gelten als natürliche Appetitzügler. Außerdem gehen viele davon aus, dass Leinsamen Heißhungerattacken unterbinden können. Ein letzter Punkt, der Leinsamen zu einer Abnehm-Geheimwaffe machen, ist die Wirkung der Omega 3-Fettsäuren. Diese sorgen nämlich dafür, dass überschüssige Pfunde verbrannt werden.
Weitere Wirkungen von Leinsamen
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- Schutz des Herz-Kreislauf-Systems
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- Regulierung des Blutdrucks
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- Senkung des Cholesterin-Spiegels
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- Regulierung des Blutzuckerspiegels
Übrigens: Nicht nur der Mensch, sondern auch Tiere profitieren vom Superfood Leinsamen. Hunde, die regelmäßig kleine Mengen Leinsamen bekommen, erhalten mit der Zeit ein glänzendes und gesundes Fell. Am besten ist es, wenn die Leinsamen in Wasser aufgekocht werden und der Schleim anschließend pur oder als Beigabe zum Futter verabreicht wird.
Leinsamen in der Ernährung
Leinsamen sind ein beliebtes Lebensmittel, dass aufgrund seines nussigen Geschmacks gern als Zutat für Brote, Müsli oder auch Salate verwendet wird.
Außerdem werden die Leinsamen in großen Mengen zu Leinöl verarbeitet. Hierbei handelt es sich um ein extrem hochwertiges Speiseöl, das voller Nährstoffe steckt. Besonders nennenswert ist auch hier der Gehalt der ungesättigten, beziehungsweise Omega 3-Fettsäuren. Experten lassen sich immer wieder dazu hinreißen, dass Leinöl eine bessere Omega 3-Quelle sei als Fisch.
Weiterte positive Wirkungen von Leinöl sind:\r\n
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- Verbesserung der Blutfettwerte
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- Vorbeugen von Diabetes
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- Regulierung des Blutdrucks
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- Verbesserung der Nierenwerte
Ab einer Menge von 100 ml pro Tag ist das Öl gefährlich für den Körper. Es ist allerdings sehr fragwürdig, ob ein Mensch von sich aus auf die Idee kommen würde, täglich so große Mengen Leinöl zu sich zu nehmen. Der Grund für diesen Dosierungshinweis ist übrigens eine „negative“ Wirkung der Omega 3-Fettsäuren in den Leinsamen. Diese sind unter anderem für die Verdünnung des Blutes zuständig – was an und für sich eine sehr wichtige Aufgabe ist. Werden dem Körper allerdings zu viele Omega 3-Fettsäuren zugeführt – beispielsweise durch zu viele Leinsamen oder zu viel Leinöl – kann es passieren, dass das Blut zu dünn wird. Leinsamen sind ein empfehlenswertes Nahrungsmittel.